Sonntag, 16. November 2014

Erwin Panofsky in Hamburg, August und September 1966

Eine gewiss eher marginale Ergänzung zu einer Frage, die in den letzten Jahren mehrfach behandelt worden ist (siehe den soeben erschienenen Aufsatz: Björn Biester, Wissenschaft und Verwaltung. Zum Aufbau der Universität Hamburg 1945 bis 1953 - das Wirken Senator Heinrich Landahls und der Hochschulreferenten Walter Clemens und Hans von Heppe. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 100 (2014) S. 103 bis 136, hier S. 121 mit Anm. 50):

Der im März 1968 verstorbene Kunsthistoriker Erwin Panofsky, nach Hitlers Machtantritt in die USA emigiert, hat nach seiner Emigration Hamburg nicht wiedergesehen, sieht man von einem nächtlichen Zwischenstopp am Hamburger Hauptbahnhof im August 1966 und einem Umsteigeaufenthalt auf dem Flughafen Fuhlsbüttel im September 1966 ab, über den die Witwe Gerda Panofsky berichtet: "Unvergesslich sind mir EPs beklemmende und starke, ihn schier überwältigende Emotionen, als er auf dem Flughafen Fuhlsbüttel zum erstenmal wieder Hamburger Boden betrat. Ich fürchtete fast, es könne ihm etwas zustoßen. Diese Minuten waren das einzige Mal, das er nach über dreißig Jahren noch einmal 'in Hamburg' war."

Gerda Panofsky, Addenda et Corrigenda zu: Erwin Panofsky, Korrespondenz 1910 bis 1968. Eine kommentierte Auswahl in fünf Banden, hrsg. von Dieter Wuttke Band V: Korrespondenz 1962 bis 1968, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag, 2011. In: kunsttexte.de 4/2011 (Erwin Panofsky. Die späten Jahre), hier S. 5

Am frühen Morgen des 25. August 1966 hatte der Nachtzug von Köln nach Kopenhagen, den Erwin Panofsky offenbar benutzt hat, fahrplanmäßig zwölf Minuten Aufenthalt in Hamburg: ab Köln Hauptbahnhof um 21.28 Uhr, an Hamburg Hauptbahnhof um 2.54 Uhr, Weiterfahrt von dort ab 3.06 Uhr über Lübeck und Puttgarden nach Kopenhagen, hier planmäßige Ankunft um 9.25 Uhr; die "Vogelfluglinie" von Deutschland nach Dänemark war erst 1963 eröffnet worden.

vgl. Amtliches Kursbuch Deutsche Bundesbahn. Sommer 1966. Hrsg. von der Hrsg. Kursbuchstelle der Deutschen Bundesbahn. Essen 1966 (Dank an Horst-Werner Dumjahn, Mainz, für seine Unterstützung in dieser Frage). Ein Zusteigen von Ludwig Heinrich Heydenreich in Hamburg wäre also möglich gewesen (dies gegen Gerda Panofsky, ebd., S. 4).

Zum Flug des Ehepaars Erwin und Gerda Panofsky von Stockholm nach Köln und zum Hintergrund der Reise siehe Erwin Panofsky. Korrespondenz 1962 bis 1968. Hrsg. von Dieter Wuttke. Wiesbaden 2011 (Erwin Panofsky. Korrespondenz 1910 bis 1968, Bd. 5), Nr. 3293 mit Anm. 4.