Samstag, 10. Dezember 2011

Warburgs Luther-Schrift für 1.200 Euro

Über die Preisgestaltung im Antiquariatsbuchhandel kann man mitunter ausufernd streiten (siehe etwa hier, es geht um die Erstausgabe von Elias Canettis Roman "Die Blendung"). Ein aktuelles, für dieses Weblog einschlägiges Beispiel: Der Stuttgarter Antiquar Herbert Blank bietet im soeben im Netz veröffentlichten Katalog der 51. Stuttgarter Antiquariatsmesse (27. bis 29. Januar 2012, Württembergischer Kunstverein am Schlossplatz) ein Exemplar der Luther-Schrift Aby Warburgs an ("Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten", Heidelberg 1920; Wuttke 334). Blanks Preisvorstellung: 1.200 Euro. Aus der recht knappen Katalogbeschreibung: "Erste Ausgabe, sehr selten. Exemplar aus Bibliothek Wilhelm Waetzold [sic]."

Es handelt sich hierbei offenbar um das Exemplar aus dem Vorbesitz von Wilhelm Waetzoldt (1909 bis 1911 in Warburgs Hamburger Bibliothek als Forschungsassistent tätig), das im Oktober 1996 als Teil eines Warburg-Konvoluts, bestehend aus drei Widmungsexemplaren "und 7 weiteren Werken von und über Warburg", bei Bassenge in Berlin versteigert wurde (Auktion 68, Nr. 1.356). Schätzpreis: 600 DM für das Konvolut. Zuschlag (wohl an einen Händler, aber nicht an Herbert Blank): 2.400 DM.

Ein defektes Exemplar derselben Warburg-Schrift wird zurzeit von einem Schweizer Antiquar für 48,80 Euro (zzgl. Versandkosten) im Internet angeboten ("Bildtafel I wurde herausgeschnitten, sonst vollständig. Die Deckblätter sind lose.").

Mittwoch, 16. November 2011

Workshop: Neue Perspektiven der Warburg-Forschung

Ein internationaler Workshop in Berlin (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung) am 25./26. November 2011 widmet sich "Neuen Perspektiven der Warburg-Forschung". Referenten sind laut Tagungsprogramm Andrea Pinotti, Spiros Papapetros, Philipp Ekardt, Georges Didi-Huberman, Thomas Hensel, Julia Voss, Claudia Wedepohl, Herbert Kopp-Oberstebrink und Davide Stimilli. Organisiert wird die Veranstaltung von Sigrid Weigel und Martin Treml.

Dienstag, 15. November 2011

Dieter Wuttke spricht über Erwin Panofsky

Dieter Wuttke spricht am 7. Dezember 2011 in Mainz über Erwin Panofsky. Anlass ist natürlich der Abschluss der großen, von Wuttke im Harrassowitz Verlag herausgegebenen Panofsky-Brief-Ausgabe in diesem Jahr (5 Bde., im Komplettpaket für 798 Euro lieferbar, ISBN 978-3-447-06277-0).

Die Veranstaltung (Eintritt frei) beginnt um 18 Uhr in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz (Geschwister-Scholl-Straße 2, 55131 Mainz).

Sonntag, 6. November 2011

Horst Bredekamp und die "Warburg-Wand"

Ein lesenswerter "Cicero"-Artikel von Ulrich Clewing über die umfangreiche private Bibliothek des Berliner Kunsthistorikers Horst Bredekamp. Über die Bücher in Bredekamps "Warburg-Wand" würde man sehr gern mehr erfahren...

Freitag, 30. September 2011

Aby Warburgs Schriften im Nachdruck

Der erst seit März 2010 bestehende Hamburger Severus Verlag (Imprint der Diplomica Verlag GmbH) kündigt für diesen Herbst einen Nachdruck der 1932 bei B. G. Teubner erschienenen "Gesammelten Schriften" von Aby Warburg an (siehe den Eintrag bei buchhandel.de).

Es stutzig werden lässt die Umfangsangabe "ca. 480 S." in der Bibliografie, die mit der zweibändigen Originalausgabe von 1932 nicht übereinstimmt. Auf Gestalt und Ausstattung dieser Veröffentlichung darf man wohl gespannt sein.

Sonntag, 19. Juni 2011

Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel in Hamburg

Marcus Andrew Hurttig: Die entfesselte Antike. Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel in Hamburg.Hrsg. von Thomas Ketelsen und Andreas Stolzenburg. Hamburg: Hamburger Kunsthalle, 2011. 96 S., Abb., kart., 9,80 Euro, ISBN 978-3-938002-34-6

Noch bis 26. Juni zeigt die Hamburger Kunsthalle eine kleine, von Marcus Andrew Hurttig kuratierte Ausstellung über "Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel in Hamburg", zusammengestellt aus den Beständen der eigenen Sammlungen.

Es geht dabei um einen Vortrag über "Dürer und die italienische Antike", den Warburg im Oktober 1905 in seiner Vaterstadt Hamburg auf dem 48. Philologenkongress hielt. In diesem Vortrag entwickelte Warburg seine These von der Suche der italienischen Künstler der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im "Formenschatz" der Antike nach Vorbildern für die "pathetisch gesteigerte wie für die klassisch gemilderte Ausdrucksweise".

Grundlage für Warburgs Ausführungen waren etwa Albrecht Dürers Zeichnung "Der Tod des Orpheus" und Radierungen von Andrea Mantegna und seinem Kreis, die ihm Alfred Lichtwark, Direktor der Hamburger Kunsthalle, großzügig für seinen Vortrag zur Verfügung stellte.

Der empfehlenswerte Katalog enthält eine Dokumentation der Ausstellung und darüber hinaus eine Auswahledition der Korrespondenz Warburgs mit Alfred Lichtwark aus dem Archiv der Kunsthalle.

Anzumerken sind hier einige Kleinigkeiten: zu Warburgs auf den ersten Blick rätselhaften Ausdruck "mit ungerettetem Boot", verwendet in einem Brief an Lichtwark vom August 1900 (S. 66), passt eine Notiz "soll auf das gerettete Familienboot hoffen" vom Mai desselben Jahres (siehe Aby Warburg: Symbolismus aufgefaßt als primäre Umfangsbestimmung. In: Symbol. Grundlagentexte aus Ästhetik, Poetik und Kulturwissenschaft. Hrsg. von F. Berndt und H. J. Drügh. Frankfurt am Main 2009, S. 75–91, hier S. 86) – die biografische Bedeutung, die sich mit diesen Dokumenten verbindet, liegt auf der Hand, bedenkt man, dass Warburg zeitlebens als Privatgelehrter gearbeitet hat.

Der von Hurttig in der Briefedition ebenfalls mit einem Fragezeichen versehene Name "Baer" (S. 68) bezieht sich doch wohl auf das Frankfurter Antiquariat Joseph Baer & Co., bei dem Warburg Kunde war.

In einem späteren Brief Warburgs (S. 74) ist statt "Volkskindertag" richtig "Volkskundetag" zu lesen – in der Ausstellung selbst war dies allerdings Mitte Mai bereits korrigiert.

Ferner vermisst man im Katalog einen Hinweis auf Gottfried Korffs Aufsatz "Aby Warburg und der 'Volkskundekongress' von 1905" (Zeitschrift für Volkskunde 101, 2005, S. 1–29), der eine noch genauere Rekonstruktion der Ereignisse und parallelen Vorhaben ermöglicht hätte.

Vom 1. März bis 27. Mai 2012 wird die Warburg-Ausstellung in Köln zu sehen sein (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud).

Björn Biester

Aus dem Antiquariat. Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler Neue Folge 9 (2011) Nr. 3/4, S. 180 f.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Aby Warburgs Dissertation bringt 1.100 Euro

In der Hauswedell & Nolte-Auktion 429 ist heute ein Exemplar der Doktorarbeit Aby Warburgs ("Sandro Botticellis 'Geburt der Venus' und 'Frühling'. Eine Untersuchung über die Vorstellungen von der Antike in der italienischen Frührenaissance", 1893) für 1.100 Euro zugeschlagen worden. Der Schätzpreis lag bei 500 Euro (Katalognummer 786).

Dienstag, 3. Mai 2011

Aby Warburgs Dissertation bei Hauswedell & Nolte

In der Hauswedell & Nolte-Auktion 429 am 24. und 25. Mai 2011 in Hamburg kommt als Katalognummer 786 ein Exemplar der Dissertation Aby Warburgs "Sandro Botticellis 'Geburt der Venus' und 'Frühling'. Eine Untersuchung über die Vorstellungen von der Antike in der italienischen Frührenaissance" zum Ausruf, und zwar in der 1893 im Verlag von Leopold Voss erschienenen Ausgabe für den Buchhandel. Der Schätzpreis liegt bei 500 Euro.

Der Katalog steht sowohl online als auch gedruckt zur Verfügung.