Mittwoch, 25. Oktober 2017

Ein Warburg-Widmungsexemplar vom November 1927

In der Herbstauktion von Christian Hesse am 18. November 2017 in Hamburg kommt ein Exemplar der 1926 bei B. G. Teubner erschienenen "Vorträge der Bibliothek Warburg 1923–1924" zum Ausruf (Auktion 16, Katalognummer 494). Auf dem Titelblatt des Bandes steht eine eigenhändige Widmung Aby Warburgs, die wie folgt lautet: "S[einem] s[ehr] v[erehrten] Hrn. Gebhardt z. fr. Er[innerun]g / Warburg / 7. XI. 1927". Das Buch stammt aus der Bibliothek von Hanns Swarzenski. Der Schätzpreis liegt bei sportlichen, aber im Vergleich zu früheren Auktionsergebnissen nicht unrealistischen 600 Euro.

In Christian Hesses Katalogbeschreibung heißt es weiter: "Bei dem Widmungsempfänger könnte es sich um den Hamburger Erziehungswissenschaftler Julius Gebhardt (1884–1966) handeln.

Für wahrscheinlicher halte ich dagegen, dass Warburg den Band Fritz Gebhard überreichte, der in den 1920er Jahren ehrenamtlich die Fotothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz betreute. Dafür sprechen aus meiner Sicht vor allem äußere Umstände: Warburg hielt sich von September bis November 1927 in Florenz auf – sein erster Italien-Aufenthalt seit 1915 –, und trug unter anderem am 29. Oktober 1927 im großen Studiensaal des Kunsthistorischen Instituts über "Medicäische Feste am Hofe der Valois auf flandrischen Teppichen in der Galleria degli Uffizi" vor.

Nähere biographische Angaben über Fritz Gebhard, der eine bedeutende Privatbibliothek besaß und 1929 starb, wenige Monate vor Warburg, habe ich leider nicht. Gebhard kommt jedenfalls nicht nur in der Korrespondenzdatenbank des Warburg Institute in London, sondern auch als "Gebhardt" in der 2001 herausgegebenen Edition des Tagebuchs der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg vor.