Freitag, 16. November 2012

Ein Gespräch mit Dieter Wuttke über Ernst Gombrichs Warburg-Biografie

Veranstaltungshinweis: am 20. November 2012 unterhalten sich Dieter Wuttke und Roberto Ohrt ab 17 Uhr in der Trommelstraße 7 in Hamburg-St. Pauli über Ernst H. Gombrichs Warburg-Biografie. Anlass ist die kürzlich vorgelegte deutsche Neuausgabe dieses erstmals 1970 erschienenen Buches im Hamburger Verlag Philo Fine Arts.

Ab 19 Uhr wird die Veranstaltung fortgesetzt mit der Präsentation der Tafeln 24 bis 30 des Warburg'schen Bilderatlasses Mnemosyne (Teil 4 der vor einigen Monaten gestarteten Reihe im 8. Salon). Ursula Panhans-Bühler wird einleitend über "Warburg zwischen Marx und Duchamp" sprechen.

Ergänzender Hinweis: soeben erschienen ist Dieter Wuttkes ausführliche Besprechung des von Uwe Fleckner und Isabella Woldt herausgegebenen Bandes "Bilderreihen und Ausstellungen" der Aby Warburg-Studienausgabe; in: Aus dem Antiquariat N. F. 10 (2012) S. 304–307.

Sonntag, 30. September 2012

Verlag Hermann Seemann Nachfolger

Ein bibliografischer Hinweis: Im aktuellen Heft der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat" skizziert Mark Lehmstedt die kurze Geschichte des Verlags Hermann Seemann Nachfolger in Leipzig und Berlin (1900 bis 1915), in dem Anfang 1902 Aby Warburgs Schrift "Bildniskunst und florentinisches Bürgertum" erschien (Tl. 1, nicht fortgesetzt; Wuttke 1998, Nr. 73).

Nach dem Konkurs des Seemann Verlags ging Warburgs Publikation im Frühjahr 1907 an den Verlag Julius Springer in Berlin über, was dieser auch im "Börsenblatt" anzeigte (Lehmstedt, S. 218 und Anm. 96 auf S. 220).

Donnerstag, 6. September 2012

Willibald Sauerländer über Panofskys Habilitationsschrift

Im Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung" (6. September 2012, S. 13) steht heute ein sehr lesenswerter Artikel des Kunsthistorikers Willibald Sauerländer (geb. 1924):

"Es war ein viel zu ehrgeiziger Versuch". In München ist Erwin Panofskys Habilitationsschrift von 1920 aufgetaucht. Der Autor hat sie nie als eigenes Buch publiziert - nicht weil sie verloren war, sondern weil er von dem Text und der kennerschaftlichen Methode nichts mehr wissen wollte

Die Überschrift des Artikels sagt fast alles. Willibald Sauerländer, Nachfolger von Ludwig Heinrich Heydenreich als Direktor des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München, rückt viele Aussagen aus der Berichterstattung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom vergangenen Freitag (31. August) zurecht. So viel Besonnenheit und Vernunft am Morgen tut wohl!

Jetzt müsste man noch Erwin Panofskys "Pour le Mérite"-Dankesrede vom Juli 1967, von der ein schöner, sehr aussagekräftiger Tonbandmitschnitt existiert (als CD-Beilage zu Bd. 5 der von Dieter Wuttke hrsg. Erwin Panofsky-Briefe), zum Anhören frei ins Netz stellen. Die Laudatio des Ordenskanzlers Percy Ernst Schramm gibt es hier (nur als Text, leider nicht als Tondokument). 

Samstag, 1. September 2012

"Panofsky im Panzerschrank"

Zum Panofsky-Fund in München: ein aufschlussreiches Gespräch mit Stephan Klingen im Deutschlandradio Kultur, im Wortlaut online hier.

Außerdem im Gespräch (erfrischend offen, während seine Gesprächspartnerin bereits mit dem Wort "Habilitation" zu kämpfen scheint...): Horst Bredekamp.

Donnerstag, 30. August 2012

Der Panofsky-Fund: Michelangelo im Tresor

Aus einer eben veröffentlichten Ankündigung: "Eine der bedeutendsten Schriften der Kunstgeschichte galt lange als verschollen. Um das Manuskript, das der weltberühmte Erwin Panofsky 1920 über Michelangelo verfasste, rankten sich viele Legenden. [...] Wie das Feuilleton der F.A.Z. exklusiv in der Ausgabe vom Freitag, dem 31. August, berichtet, wurde seine Arbeit jetzt gefunden – in München, in einem ehemaligen Panzerschrank der NSDAP."

Siehe dazu auch die Äußerungen von Frank Schirrmacher und Nils Minkmar.

Nachtrag 31. August 2012: siehe auch die Kommentare unter dem oben angegebenen Link.

Der Artikel von Julia Voss steht jetzt auch im Netz, ebenso das Interview mit Gerda Panofsky.

Montag, 30. Juli 2012

Thomas Helbig über Thomas Hensel

Hinweis: Thomas Hensel hat Thomas Hensels Warburg-Studie von 2011 in einer ausführlichen Rezension gewürdigt.

Sonntag, 15. Juli 2012

Mnemosyne. Der Bilderatlas von Aby Warburg – Teil 2

Veranstaltungshinweis: Mnemosyne • der Bilderatlas von Aby Warburg – Teil 2, 19. Juli 2012, 19 Uhr, 8. Salon in Hamburg, Trommelstraße 7

Mittwoch, 27. Juni 2012

"das minimum von concretem Judenthum" Paul Ruben an Aby Warburg, 24. April 1897

Aus aktuellem Anlass (Stichwort: Beschneidung) ein von mir bereits 2001 publizierter Brief von Paul Ruben an Aby Warburg. Hamburg, 24. April 1897. Handschriftlich (Archiv des Warburg Institute, General Correspondence)

bei St. Johannis 10. Pöseldorf. den 24. 4. 97.

Lieber Aby.

Da die geplante Ehe nicht durch eine jüdische Trauung consecriert wird, so existiert sie als solche auch natürlich so wenig für das jüdische kanonische Recht, wie für das christliche. Falls sich Kinder einstellen, so gehören sie nach jüdischem Recht zur Religion der Mutter. In den jüdischen Religionsverband aufgenommen werden können sie nur wie gerim, (proselytoi, paroikoi), d. h. irgend jemand – beispielsweise Dein Bruder Max, oder er durch die zuständig gemachte locale Behörde (die Gemeinde) – reklamieren das Kind für die Judenschaft. Ein Mädchen bedarf dann einfach der Taufe (tebilah), ein Junge der Taufe plus circumcisio.
Soweit dies; ich habe Hn. Dr Maybaum über die Sache gesprochen, dem erst durch meine Suggestion, die Kinder in solchem Fall als gerim zu behandeln, der Fall möglich erschien. Nachher sagte er: die theoretischen Bedenken, die man a priori erheben müsse, verlören a posteriori, gegenüber dem fertigen Factum (d. h. dem Vorhandensein einer Mischehe und dem Willen, die Kinder zu Juden zu machen) an Kraft. Ist Dir etwas unklar, so frage mich.
Was die „Barbarei“ der h. Handlung angeht, so kann ich nicht ganz einstimmen. Unter der gebildeten christlichen Einwohnerschaft von Oxford ist gut die Hälfte aller Jungens beschnitten. Dies weiß ich von dem bekannten Armenologen F. C. Conybeare , mit dem ich gut bekannt bin. Wenn die gebildetste Stadt einer „Culturnation“ das nicht so schrecklich findet – meinetwegen aus sanitären Gründen – dann brauchen wir uns nicht so sehr darüber zu erschrecken, wenn es aus andren respectablen Gründen gefordert wird. Ich glaube nicht, daß hier Mißtrauen gegen Deinen Charakter vorliegt, sondern daß die Beschneidung das minimum von concretem Judenthum darstellt, das Dein Vater seinethalben und der Welt halber zu fordern sich für verpflichtet hält.
Falls ich Dir in irgendwelcher Weise dienlich sein kann, schreibe mir ungeniert und verfüge ganz über mich. Besten Gruß an John.
Dein treuer Lbb.
Paulus.

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Kommentierung in Björn Biester: Der innere Beruf zur Wissenschaft: Paul Ruben (1866–1943). Studien zur deutsch-jüdischen Wissenschaftsgeschichte. Mit einem Anhang: Edition und Kommentierung des Briefwechsels mit Aby M. Warburg, Hermann Usener, Ludwig Binswanger, Fritz Saxl, Gertrud Bing, Alfred Vagts, Hans Meier, Fritz M. Warburg und Carl A. Rathjens. Berlin und Hamburg: Dietrich Reimer, 2001 (Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte 14), S. 215 f.

Freitag, 1. Juni 2012

"In voller Fahrt durchs Bildermeer"

Morgen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (31. Mai 2012): Julia Voss bespricht den neuen Band der Warburg-Studienausgabe (hrsg. von Uwe Fleckner und Isabella Woldt). Die beiden Schlusssätze der Rezensentin: "Der vorliegende Band führt mit großer Kennerschaft durch das weitverzweigte Gedankengebäude, das Warburg unvollendet zurücklassen musste. Wäre es denn schlimm zuzugeben, dass einige Räume davon zeitgenössisch wirken, andere aber heute museal geworden sind?"

Nachtrag 1. Juni 2012: die Besprechung jetzt auch auf faz.net

Dienstag, 29. Mai 2012

Gerda Panofsky: Eine Schau, die die Kunstgeschichte veränderte

Der letzte Woche in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erschienene Beitrag von Gerda Panofsky (Jg. 1929), der Witwe von Erwin Panofsky, steht jetzt auch online zur Verfügung. Einen ersten Kommentar gibt es auch schon...

Freitag, 25. Mai 2012

Zum Abschluss der Panofsky-Korrespondenz-Edition

Ich muss gestehen, dass mir die recht interessante Aufstellung "Pressestimmen und Leserbriefe zum Abschluß der Panofsky-Korrespondenz-Edition" bis heute unbekannt geblieben ist. Natürlich brachte mich der Beitrag von Gerda Panofsky im Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" von heute (25. Mai) darauf. Dazu nur eine Anmerkung: Man wird jetzt wohl noch einmal ins Archiv steigen müssen, um die Details von Erwin Panofskys militärischen Verpflichtungen um 1911/12 zu klären. Gesichert ist jedenfalls, dass es Einjährig-Freiwillige gab, die Militärdienst und Studium miteinander verbinden konnten, und oftmals wohnte man während des Dienstes auch nicht in der Kaserne, sondern in einer privaten Unterkunft.

Sonntag, 13. Mai 2012

Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel

Interview mit dem Kölner Ausstellungskurator Thomas Ketelsen bei Youtube.

Samstag, 28. April 2012

Bilderatlas: 4. Auflage

Angekündigt für den 9. Mai 2012 als "unveränderte Auflage". Verlagsankündigung

Freitag, 6. April 2012

Fritz Rougemont: Aby Warburg und die wissenschaftliche Bibliophilie

Fritz Rougemont: Aby Warburg und die wissenschaftliche Bibliophilie. In: Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. Bd. 1 (1930) S. 11–17; Einschübe in eckigen Klammern gehören nicht zur Vorlage. Eine biografische Notiz zum Verfasser findet sich im Anhang.

Mit dem Tode Professor Aby Warburgs (26. Oktober 1929) hat die "Gesellschaft der Bücherfreunde zu Hamburg" eines ihrer ältesten und tätigsten Mitglieder verloren [Gründungsmitglied 1908]. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, nicht jetzt, nicht an dieser Stelle, des Gelehrten oder gar des Menschen Warburg in seiner ganzen Tiefe, des Reichtums und der Vielseitigkeit seiner geistigen Energien zu gedenken. Eben so wenig aber möchte die bloße Chronik seiner Tätigkeit im Rahmen der Gesellschaft, wie lebhaft sie sich auch in Vorträgen und Anregungen äußerte, am Platze sein. So anspruchsvoll das eine, so ungenügend scheint das andere. Denn Warburg gehörte zu jenen Menschen, deren Reichtum bei aller Aktivität sich nicht im Tun erschöpft. Es ist ihre eigentliche Bedeutung und zugleich der unschätzbare Gewinn, den andere aus ihrer Nähe empfangen, dass sie mehr sind als sie tun, dass die tiefste Anregung, die sie geben können, ihrem Dasein entspringt, den Kräften, Spannungen, Problemen, an die ihr Dämon sie wie uns heran zwingt.

Von einem Vermächtnis also wird, wenn überhaupt, zu reden sein, von Aufgaben mehr noch als von Resultaten, von der Bedeutung, die Warburgs Forschung für die bibliophile Arbeit haben könnte, haben sollte. Dass er selbst von früher Jugend auf ein passionierter Freund des Buches war, dass alles Sammeln und Suchen von Büchern auf einer ursprünglichen Sympathie beruhte und in ihr seinen immer erneuten Antrieb fand, wollen wir vorausschicken. Warburg steht damit nur in jener großen Reihe von Humanisten, für die, seit den Tagen der Renaissance bis zu Burckhardt hin, Bildung und Buch eine untrennbare Einheit bedeuten. Das Ethos der Bildung, die Verantwortung, mit anderen Worten, vor dem Erbe antik-abendländischer Kultur führte Warburg zum Buch. Es wurde ihm so sehr eine Quelle des Wissens wie ein [12:] Weg der Selbsterziehung und -gestaltung. "Das Buch ist eines der unbekanntesten Mittel der Selbstbildung", pflegte er zu sagen. Und er verstand zu lesen; er verstand es in einem weiten und neuen Sinne, der schließlich jede menschliche Äußerung vom entwickelten Wort bis zum vorbegrifflichen Bilde kühn umfasste.

Wie Warburg, wo er ging und stand, auf kurzen und weiten Reisen, sich von seinen Büchern umgeben wissen wollte, so begleiteten sie ihn auch bis in die entlegensten Gebiete seiner Forschung. Man kann sagen, dass er mit seinen Entdeckungen auf geistesgeschichtlichem Gebiete das Buch und seinen Wert als Quelle, als Dokument vielfach erst mit entdeckte. Seine Tendenz, zu lesen, wo er sah, hat tiefere Wurzeln als ein bloßes bibliophiles Interesse. Auch dachte er nicht daran, die Gestaltungen einer menschlichen Ausdrucksform durch Analogien aus einer anderen voreilig zu deuten. Aber seine besondere Vorstellungsart, die die Grenzen zwischen den einzelnen "Formen", wie eine späte Geografie der Erkenntnis sie gezogen hatte, leidenschaftlich durchbrach und verwischte – freilich um sich zur neuen Scheidung immer wieder hindurchzuringen – , diese Vorstellungsart eröffnete ihm das Verständnis einer geschichtlichen Welt, in der sich unter der Herrschaft des Mythos und seiner Symbole Kunst, Wissenschaft und Religion noch ungeklärt zu einer Einheit zusammenfügten. Es galt, diese Symbole zu lesen; es galt, Wort und Zeichen, Buch und Bild gleichermaßen als ihre Träger zu erkennen.

Eine solche Schätzung des Buches ist keineswegs für den Kunsthistoriker, der Warburg ursprünglich war, eine Selbstverständlichkeit. Die ästhetische Interpretation wird nie das Kunstwerk als solches aus seinem Stoff oder aus dem Leben seines Schöpfers begreifen wollen. Die literarische Quelle, die beides liefert, ist für sie Dienerin, nicht mehr. Erst Warburgs entschiedenes Fortschreiten von der rein ästhetischen Ansicht des Kunstwerks zur kulturwissenschaftlich-ikonografischen, sein vertieftes Verständnis für das, was bildhafter Ausdruck auch jenseits und vor aller "Kunst" im Ganzen menschlicher Symbolik und ihrer Geschichte, ihrer Wandlungen und Wanderungen bedeutet, sprengte die alten Grenzen.

[13:] Bildhaftes Denken erschöpft sich nicht im Kunstwerk. Die Kunst im reinen Sinne der Ästhetik ist eher die späte Verklärung und "Humanisierung" der allgemeinen mythischen Weltansicht. Immer wieder muss sie das Bild erst aus den Fesseln der Magie und Astrologie befreien, um es im "reinen Schein" sich gegenüberzustellen. Auch sie nimmt auf ihre Art an dem Kampfe teil, den die Wissenschaft, freilich mit anderer Radikalität und unter eigenen Prinzipien, führt. Mit anderer Radikalität: es ist die Eigenart der künstlerischen Gestaltung, dass sie die mythische Ausdrucksformel nicht vernichtet, dass sie vielmehr das Pathos der elementaren "Bilder", von Tod, Opfer, Raub, Verfolgung, in sich aufnimmt und gebändigt bewahrt. Erst diese Eigenart rechtfertigt vollends Warburgs Methode. Noch die Werke eines Raffael, eines Dürer, eines Rembrandt wollen gelesen und geschaut werden. Sie stehen bei aller genialen Einzigartigkeit so gut in der Tradition des bildhaften Denkens wie in jener der künstlerischen Anschauung.

Es versteht sich, welche Fülle neuer Perspektiven diese Erkenntnis dem Forscher eröffnet. Mit bewusster Konsequenz werden hier alle Lebensäußerungen zusammengesehen, ihre Grenzen übersprungen, um sie schließlich im geschichtlichen Prozess neu entstehen zu sehen. Das Problem solcher Entstehung, solcher Lösung und Befreiung tritt in den Kreis geschichtlicher Untersuchung, ist es nur einmal erkannt, ist es ferner – und das gilt insbesondere für Warburg – in der Frage der Auseinandersetzung des abendländischen Geistes mit dem antiken Doppelerbe freier bildnerischer Humanität und dunkler Dämonengläubigkeit zur Fülle greifbarer historischer Probleme konkretisiert, so erschließt sich der geistesgeschichtlichen Forschung in der Tat ein völlig unbearbeitetes, bislang sprödes und verachtetes Material "redender" Quellen. Der pathetische Gehalt eines Kunstwerks tritt in die engste Nachbarschaft zu den Empfindungen und Gedanken, Bräuchen und Festlichkeiten der sozialen Gemeinschaft und damit zu jenen Dokumenten des Alltags, in denen sie ihren unmittelbaren, durch nichts verfälschten Niederschlag gefunden haben. Warburg hat auf diese Weise, um ein Beispiel zu nennen, anhand von [14:] Brief und Urkunde, Inventar und Testament die geistige Welt des Mediceerkreises wie der Florentiner Kaufleute sich zu vergegenwärtigen gesucht, um aus ihr heraus die Schöpfungen eines Botticelli, eines Ghirlandajo zu verstehen. Das gesamte, reich bewegte Leben einer Zeit wurde hier "abgehört", seine Spannungen, wie Warburg es oftmals sagte, mit der Präzision und Feinfühligkeit eines "Seismografen registriert". In diesen Kreis von Quellen tritt als später Bruder das Buch. Und hier ist denn auch Warburgs eigentliche Bedeutung für die Bibliophilie zu suchen. Seine völlig neue Art, das Buch für alle Gebiete historischer Forschung kulturpsychologisch auszunutzen, musste der systematischen Bücherkunde und -pflege, wie er sie selbst einst in der Gründungssitzung der Hamburger Gesellschaft forderte, unmittelbar zugute kommen. Freilich – die Bibliophilie im engeren und kunstgewerblichen Sinne kommt dabei nicht auf ihre Rechnung. Warburgs Problemstellung führte ihn wie auf dem Felde seiner besonderen Wissenschaft, der Kunstgeschichte, in eine andere Richtung. Nicht dem schönen, sondern dem "interessanten" Buche, der wissenschaftlichen, nicht der ästhetischen Bibliophilie galt seine Arbeit.

Es möchte vielleicht auf den ersten Blick so scheinen, dass oft genug die bloße Passion eines Sonderlings ihn auf das Seltsame, Entlegene, das Kuriosum hingewiesen hätte. Groschenliteratur der Vergangenheit und Gegenwart, krause Missgeburten einer vom Aberglauben emporgetriebenen Publizistik lebten da wieder auf, Dokumente, die ein anderer Historiker übersehen hätte, übersehen, um sich damit – wie Warburg es einmal formuliert – "das Kuriosum als tiefreichendste Quelle völkerpsychologischer Einsicht zu verschütten" [Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten; GS II, S. 511]. Gerade der Renaissanceforschung geben sie ja, wie wir sahen, eine bedeutungsvolle Wendung. In den Äußerungen des Alltags, in den Broschüren, die – für den Tag und die Stunde bestimmt – das wirkliche Leben der Menschen mit seinen Ängsten und Hoffnungen als Weissagung, als astrologischer Kalender oder hermetische Praktik, als religiöse oder politische Flugschrift widerspiegeln, in ihnen manifestiert sich die tatsächliche kul-[15:]turelle Situation am unmittelbarsten. Das gleichsam unterirdische Fortfließen von Bildgläubigkeit und Bildtradition, Grad und Charakter der Antikenrezeption, werden offenbar. Es kommt hinzu, dass das gedruckte Buch in den Zeiten seiner Anfänge und ersten Verwendung zum entscheidenden Vehikel der Entwicklung wird. Handschrift, Altarbild, Wandteppich hatten bis dahin mühsam und umständlich den Dienst internationalen Kulturaustausches versehen; sie sind die Vortruppen, in denen Norden und Süden mit ihren gedanklichen wie künstlerischen Ausdrucksmitteln um das klassische Erbe ringen. Was nun aber diese schwerfälligen Boten ersetzt, was eigentlich erst, in einer seelisch gelockerten Zeit, die große Überflutung Europas mit klassischen Bildformen aber auch antik-heidnischem Bildzauber ermöglicht, das ist ein ungleich leichteres, behänderes, volkstümlicheres Mittel des Austausches: das Buch.

In der "Gesellschaft der Bücherfreunde" selbst hat Warburg einmal in einem Vortrag eine solche Wanderung antiker Bildformen vom oberitalienischen Kartenspiel bis zum Lübecker "Nygen Kalender" des Steffen Arndes verfolgt: "Für die wissenschaftliche Bibliographie, heißt es da, ergibt sich als sicheres Ergebnis, dass dieser Kalender von 1519, der nur ein naives Erzeugnis volkstümlicher Literatur zu sein scheint, vielmehr ein entwicklungsgeschichtlich sehr bemerkenswertes Kunsterzeugnis ist, dem eine über das lokalgeschichtliche Interesse weit hinausgehende kulturgeschichtliche Bedeutung zufällt. Denn durch ihn lässt sich die verschollene Etappenstraße nachweisen, auf der jene Bilder hin und her wandern konnten, die durch die Druckkunst befreit und mobil gemacht, eine neue Epoche des Austausches künstlerischer Kultur zwischen Norden und Süden anbahnten und vermittelten." [A. Warburg: Über Planetengötterbilder im niederdeutschen Kalender von 1519. In: Jahresbericht der Gesellschaft der Bücherfreunde zu Hamburg 1908/09. Hamburg 1910, S. 45–57; Wiederabdruck in GS II]

Solche Probleme der Forschung also führten Warburg zur Bibliophilie. Oder sollen wir vielmehr sagen: Die ursprüngliche Passion des Sammlers empfing aus solcher wissenschaftlichen Problematik Richtung und Gehalt? Es gibt eine Seite in Warburgs Sammeltätigkeit, die noch dem tiefer dringenden Blick unverständlich, fragwürdig und launenhaft erscheinen mag. Das ist das Archiv von Alltagsdoku-[16:]menten der Gegenwart, Zeitungen vor allem, das er anlegte und mit leidenschaftlicher Konsequenz vervollständigte. Wenn wir freilich diese Dokumente näher betrachten, so zeigt sich, dass sie nichts anderes sind als jene Raritäten und Kuriositäten der Vergangenheit, die der Historiker Warburg zum Range wertvollster Quellen erhoben hatte. Es gilt als eine Berufsregel der Geschichtsforschung, die Gegenwart und ihr Werden aus dem Bereich der Arbeit auszuschließen, weil die allzu persönliche Nähe der Ereignisse, die Befangenheit des Forschers selbst, den "objektiven" Blick verwirren möchte. Aber wie für Warburg dieser gelassene Blick selbst immer wieder entbrannte in persönlichster Anteilnahme, wie das Fernste ihm zur drohenden Nähe, zur Spannung wurde, die seine eigene Existenz erschütterte, so konnte er umgekehrt an den Bewegungen nicht vorübergehen, die in der Gegenwart, halbvollendet, die alten Kulturwerte fortleiteten. Und wenn auch hier seine besondere Art des kulturpsychologischen Ahnungsvermögens sich nicht in voreilige Lösungen, dogmatische Schicksalssprüche und gefährliche Weissagungen verstrickte, ergriff er doch die Probleme, war es ihm doch darum zu tun, für ihre Lösung, ja schon die bloße Einsicht in ihre Bedeutung das geeignete Material bereitzustellen. In diesem Sinne sammelte er die Literatur, die heutzutage bildhaft zuordnendes Denken in Magie und Astrologie weiterdenkt, sammelte er die Spätlinge antiker Formensprache, Briefmarke und Reklamebild, sammelte fotografische Aufnahmen bedeutsamer Ereignisse, Ausschnitte aus der Presse, und endlich jene Zeitungsbilderbogen, die – jüngste Nachkommen des Einblattdrucks – in ihrer wunderlichen Zusammenstellung Charakter und Tendenz der Gegenwart offenbaren. Überall lebten hier, zum Teil in völliger "Inflation", die antiken Ausdruckswerte und -formeln weiter, überall traten die alten nord-südlichen Spannungen wieder zu Tage. Der moderne "Arbeitsmensch" kämpfte um seine geistige Freiheit. Die Hydra mythisch-magischen Denkens erhob sich gegen ihn und durchbrach den mühsam errungenen "Denkraum der Besonnenheit". In diesem Kampf kämpfte Warburg mit. Kulturpsychologie und Kulturpolitik verbanden sich ihm hier auf einer letzten Stufe. Die [17:] Probleme der Forschung wurden zum Rüstzeug für die Auseinandersetzungen und Entscheidungen der Gegenwart.

Aber nicht davon sollte die Rede sein. Es galt nur, noch einmal von einer neuen Seite die eigentümliche Perspektive aufzuweisen, die Warburg der wissenschaftlichen Bibliophilie erschlossen hat.

Es möge zuletzt erlaubt sein, mit ein paar andeutenden Worten auf jene Schöpfung Warburgs hinzuweisen, die er gleichsam als Monument und Zeugnis seiner Wertung des Buches vor uns hingestellt hat: seine kulturwissenschaftliche Bibliothek. Der Forscher und der Sammler haben in gleichem Maße zu ihrem Aufbau beigetragen. Ihr Programm – oft und leidenschaftlich formuliert – ist eben so sehr, das Buch in den Dienst der geistesgeschichtlichen, speziell der bildgeschichtlichen Forschung zu stellen, wie eben diese Forschung an das Buch, den Text, das "Wort" heranzuführen, sie mit ihm bis in die entlegensten Gebiete bibliophilen Wissens vertraut zu machen. Der ganze Aufbau der Bibliothek ist derart geeignet, den Arbeitenden an die Bücher heranzuzwingen. Problemkreise Warburgscher Provenienz, keine "sachlichen" Gruppen im Sinne einer hergebrachten Wissenschaftslehre (die doch nur das Resultat einer veralteten Problemstellung wäre), geben das Prinzip der Anordnung. Zugleich sind damit Wachsen und Entwicklung der Bibliothek, aber freilich auch ihre notwendigen Grenzen, gekennzeichnet. Eine "Problembibliothek" kann und will nicht die Universalität einer allgemeinen Bibliothek beanspruchen. Es gilt, sie in sich zu vervollständigen. Und so hat Warburg denn im Rahmen seiner Probleme, aber weit über die augenblicklichen Lösungen und ihren Bedarf hinaus gesammelt, gesammelt, um es zu wiederholen, vielleicht aus einer ursprünglichen Passion, aber mit der immer erneuten, immer schärfer gefassten Begründung und Absicht, sich selbst, seinen Mitarbeitern und allen künftigen Forschern im "Laboratorium kulturwissenschaftlicher Bildgeschichte", allen verantwortungsbewussten Verwaltern mediterranen Erbgutes ausreichendes Material und Rüstzeug zur Verfügung zu stellen.


Zum Autor Fritz Rougemont:

Fritz Rougemont (13. August 1904 Hamburg – 27. Juni 1941 als Soldat in Russland), Teilnehmer einer von Aby Warburg geleiteten Seminarübung, 1928/29 als studentische Hilfskraft an der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in Hamburg beschäftigt; nach Warburgs Tod im Oktober 1929 Mitarbeiter seiner von Gertrud Bing herausgegebenen "Gesammelten Schriften" (1932; 2 Bde.), eigene Veröffentlichungen unter anderem zur Astrologiegeschichte und über Petrarca.

Fritz Rougemonts Hinwendung zu Adolf Hitler und nationalsozialistischem Gedankengut beendete die Beziehungen zur Bibliothek Warburg beziehungsweise zum Warburg Institute in London.

Fritz Rougemonts Nachlass befindet sich im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (http://archiv.bbaw.de/archiv/archivbestaende/abteilung-nachlasse/nachlasse/rougemont_fritz).


Lit.
Gilbhard, Thomas: Warburg more bibliographico. In: Nouvelles de la république des lettres 2008/II, S. 81–95, hier S. 94 f. [Hinweis zum Nachlass.]

Schäfer, Hans-Michael: Die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg. Geschichte und Persönlichkeiten der Bibliothek Warburg mit Berücksichtigung der Bibliothekslandschaft und der Stadtsituation der Freien und Hansestadt Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Berlin 2003, S. 329. [Rez. Björn Biester: Ein Universal-energetisches Orientierungs-Institut. Die Bibliothek Warburg in Hamburg. In: IASLonline, 23. März 2004: http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=889 hier 19–23.]


Warburg, Aby: Tagebuch der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, mit Einträgen von Gertrud Bing und Fritz Saxl. Hrsg. von Karen Michels und Charlotte Schoell-Glass. Berlin 2001. [Siehe Personenregister.]


Reimers, Brita: Rougemont, Charlotte. In: Hamburgische Biografie. Personenlexikon. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 1. Hamburg 2001, S. 258 f. [Rougemonts ältere Schwester.]

Freitag, 23. März 2012

Aby Warburgs Pathosformel

Gern weise ich auf eine Vortragsveranstaltung am 19. April 2012 in Köln hin; es geht um "Aby Warburgs Pathosformel. Zur Genealogie eines Begriffs". Veranstaltungsort ist das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud (Stiftersaal), 17 bis 21 Uhr (Eintritt frei)

Programm

17.00
Begrüßung: Thomas Ketelsen (Wallraf-Richartz-Museum) und Claudia Wedepohl (The Warburg Institute, London)

17.15
Claudia Wedepohl, The Warburg Institute:
Warburgs Begriff der Pathosformel

17.45
Martin Treml, Zentrum für Literatur- und Kulturwissenchaft, Berlin:
Warburgs Erfindung der Pathosformel aus dem Geist des Dionysus

Moderation: Thomas Ketelsen, Wallraf-Richartz-Museum

18.30
Führung durch die Ausstellung "Die entfesselte Antike. Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel" durch den Kurator Marcus A. Hurttig, Museum der bildenden Künste, Leipzig

19.15
Ulrich Port, Universität Trier:
Pathos, Tragik, Tod. Warburgs Dürervortrag und die dionysischen Opfer- und Gewaltphantasien um 1900

19.45
Stefan Grohé, Universität Köln:
Aby Warburg und Rembrandts Pathosformel

Abschlussdiskussion

Moderation: Ulrich Rehm, Universität Bochum

Ende der Veranstaltung: 20.45

Die Vortragsveranstaltung findet anlässlich der Ausstellung Die entfesselte Antike. Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel statt, die bis 28. Mai 2012 im Wallraf-Richartz-Museum zu sehen ist. Rückfragen bitte an Ketelsen@museenkoeln.de

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Obenmarspforten
50667 Köln www.wallraf.museum

Sonntag, 18. März 2012

Aby Warburg als Student in München (1888)

Lob der Digitalisierung: Aby Warburg hat bekanntlich das Sommersemester 1888 als Student an der Universität München verbracht (Bernd Roeck schreibt darüber in seinem Buch über den "jungen Warburg"). Warburgs Name findet sich entsprechend auch im "Amtlichen Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München" für dieses Semester (auf S. 97, Warburg wohnte damals in der Schraudolphstraße 14 in Schwabing). Das vollständige Verzeichnis steht hier als PDF zur Verfügung.

Mittwoch, 14. März 2012

Aby Warburg: Bilderreihen und Ausstellungen

Ich sehe gerade auf der Seite des Akademie Verlags, dass der von Uwe Fleckner und Isabella Woldt herausgegebene Band "Bilderreihen und Ausstellungen" der Aby Warburg-Studienausgabe nunmehr erst im Sommer erscheinen soll ("In Vorbereitung, geplant für 06/2012").

Dienstag, 6. März 2012

Aby Warburg in Köln

Vor wenigen Tagen erschien im Verlag der Buchhandlung Walther König eine erweiterte und verbesserte Ausgabe des hier im vergangenen Jahr in knapper Form vorgestellten Katalogs "Die entfesselte Antike. Aby Warburg und die Geburt der Pathosformel" (24 Euro, ISBN 978-3-86335-151-9), die auch ohne einen Besuch der gerade eröffneten Warburg-Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum die Anschaffung lohnt. Neu aufgenommen wurden unter anderem instruktive Beiträge von Claudia Wedepohl (Von der "Pathosformel" zum "Gebärdensprachenatlas". Dürers Tod des Orpheus und Warburgs Arbeit an einer ausdruckstheoretisch begründeten Kulturgeschichte) und Ulrich Rehm (Spuren und Ausblendungen. Aby Warburg, sein Studienort Bonn und seine Berührungspunkte mit der Kunst in Köln).

Zwei Anmerkungen am Rande:
  1. Im Vorwort von Andreas Stolzenburg und Thomas Ketelsen bleibt ganz zu Unrecht der 1979 von Dieter Wuttke in Verbindung mit Carl Georg Heise im Verlag Valentin Koerner (Baden-Baden) vorgelegte Reader "Aby M. Warburg. Ausgewählte Schriften und Würdigungen" unerwähnt. Wuttkes "Lesebuch" hat wesentlich zur intensiveren Auseinandersetzung mit Warburgs Werk beigetragen und vielen Leserinnen und Lesern erst den Zugang zu den Originaltexten ermöglicht. Indirekt kann das auch aus dem buchhändlerischen Erfolg dieser Publikation abgeleitet werden: Der Erstausgabe folgte 1980 eine "Zweite, verbesserte und bibliographisch ergänzte Auflage". Eine dritte, bis heute lieferbare Auflage kam 1992 heraus.
  2. Das Anliegen des Katalogs (in seiner zweiten Fassung), "Aby Warburg in Köln" zu thematisieren, wirkt nicht recht plausibel. Hingewiesen wird auf Warburgs mehrfache Teilnahme am Kölner Karneval (dies könne "angesichts seines großen Interesses am Festwesen kaum mehr überraschen", so das Vorwort). Dann aber muss konstatiert werden, dass die Stadt Köln oder "Kunstwerke aus Köln" in Warburgs Schriften "keine nachhaltigen Spuren" hinterlassen haben. Unerwähnt bleibt an derselben Stelle Warburgs Teilnahme an einem Kunsthistorischen Kongress im Oktober 1894 in – Köln. Dieter Wuttke führt in seiner "Aby M. Warburg-Bibliographie 1866 bis 1995" von 1998 unter Nr. 14 den in Nürnberg erschienenen Kölner Tagungsband auf; die Teilnehmerliste nennt auch Warburg. Darüber hinaus wird der Köln-Aufenthalt im Herbst 1894 in mehreren Briefen Warburgs an seine spätere Ehefrau Mary Hertz erwähnt – diese Dokumente wären für das Thema vielleicht interessant gewesen. Am 1. Oktober 1894 scheint Warburg sogar eine katholische Messe im Kölner Dom besucht zu haben. Zitat aus einer englischsprachigen Briefzusammenfassung aus der Datenbank des Warburg Institute in London (WIA GC/9984): "he went to mass in Cologne cathedral; he is tired and dissatisfied".

Mittwoch, 29. Februar 2012

Pinterest e Aby Warburg

Ein aktueller Lesehinweis: Pinterest e Aby Warburg

Dienstag, 28. Februar 2012

Warburg, vierstellig

Im Katalog der 18. Leipziger Antiquariatsmesse (15. bis 18. März 2012 in Halle 3 der Leipziger Buchmesse), der vor wenigen Tagen erschienen ist, taucht im Beitrag des Bremer Antiquariats Eckert & Kaun ein Exemplar der "Ersten Ausgabe der ersten Veröffentlichung" Warburgs auf: seine Straßburger Dissertation über Sandro Botticelli von 1892 in der von August Osterrieth in Frankfurt am Main gedruckten Fassung (mit "Aby Warburg" als Verfasserangabe auf dem Titelblatt, in der bei Leopold Voss in Hamburg und Leipzig erschienenen Buchhandelsausgabe wie bei allen späteren Veröffentlichungen Warburgs in "A. Warburg" geändert). Stolze Preisforderung (abgeleitet sicher auch aus der Seltenheit dieser Ausgabe, die kaum je im Handel auftaucht): 1.800 Euro.

Zum bibliografischen Hintergrund siehe Björn Biester und Dieter Wuttke: Aby M. Warburg-Bibliographie 1996 bis 2005. Mit Annotationen und mit Nachträgen zur Bibliographie 1866 bis 1995. Baden-Baden 2007, S. X und die Abb. der Titelblätter der beiden Ausgaben der Dissertation (S. XII und XIII).

Mittwoch, 1. Februar 2012

Aby Warburg und Franz Dornseiff

Im Netz findet sich der knapper Hinweis auf ein aktuelles (und noch nicht abgeschlossenes?) Dissertationsvorhaben von Romy Marschall über "Ausdruckstheoretische Ansätze bei Aby Warburg und Franz Dornseiff im wissenschaftshistorischen Kontext um 1900".

17 Briefe und Karten Aby Warburgs an Franz Dornseiff liegen in Dornseiffs Nachlass in der Universitätsbibliothek Leipzig (Sondersammlungen); vgl. WIA, GC.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Exlibris von Olga Herschel (1885-1938)


"GW" steht nach freundlicher Mitteilung von Peter Müller, Hamburg, für den 1930 im Alter von nur 36 Jahren verstorbenen Exlibriskünstler Gerhard Wedepohl (siehe seinen Steckbrief)

Die mit Richard Dehmel befreundete Historikerin und Journalistin Olga Herschel wohnte in Hamburg in der Alten Rabenstraße 34; zeigt das Exlibris, das dem Buch "Die heilige Allianz und die Völker auf dem Congresse von Verona" von J. J. von Görres (Stuttgart 1822; Anbieter: Peter Bichsel Fine Books, Zürich; jetzt im Besitz von Peter Müller) entstammt, den Blick von der Alten Rabenstraße auf die Außenalster?